Corona-Pandemie: Was fehlt III

Die besonderen Momente im Leben verdanken sich ja nicht selten einer Haltung, die von einer unterschwelligen Todesverachtung geprägt ist, nicht zu verwechseln mit Todessehnsucht oder Lebensmüdigkeit. Ganz im Gegenteil, zielt sie ja gerade auf eine Intensivierung der Lebenserfahrung ab. Als Motor, als Beschleuniger. Sie ist keine Laune der Natur, sie ist das Ergebnis gefällter Entscheidungen und gewonnener Kämpfe ­– im Vertrauen auf das pulsierende Prinzip des Lebens. Wie aber im Angesicht einer konkreten Lebensbedrohung, gerade auch von dritten, daran festhalten (und sei es auch nur in Gedanken)? Würden nicht sogleich der Vorwurf pubertierenden Leichtsinns, der Rücksichts- und Verantwortungslosigkeit gegen einen in Stellung gebracht werden? Sicherlich. Und nicht ohne Grund. Schließlich hat die Corona-Pandemie wie nichts sonst uns vor Augen geführt, dass ein jeder von uns Teil eines organischen Ganzen ist. Quasi ein Minibeinchen eines Myriadenfüßlers. Und doch geht es auch um den Erhalt resistenter Energiequellen in gedimmten Zeiten, damit nicht zu viele Beinchen anfangen zu lahmen. Ein Rest vom leichten Sinn, zumindest in geschützten Räumen, damit die Amplitude nicht zu sehr abflacht. Die Nulllinie droht schließlich grundsätzlich von zwei Seiten.